Zeitgeschichte zum Anfassen.
Zu Besuch im ersten chinesischen Spielzeugmuseum
Das älteste deutsche Spielzeugmuseum steht im thüringischen Sonneberg, sein französisches Pendant in Moirans. Chinas erstes Spielzeugmuseum befindet sich in – Singapur. Hinter dem ungewöhnlichen Projekt steht ein Mann: Marvin Chan. Der gelernte Grafikdesigner aus Hongkong hat seine Sammelleidenschaft zum Beruf gemacht. „Ich mag Design, ich liebe Geschichte und ich sammle Spielzeuge. In diesem Haus kommt alles zusammen“, sagt der 42-jährige mit ausladender Geste.
Sein persönliches Erweckungserlebnis hat Chan 1993 bei einem Besuch des Kitahara Tin Toy Museum in Yokohama, das ausschließlich japanische Produkte ausstellt. „Ab da wusste ich, das will ich für chinesisches Spielzeug machen und nachfolgenden Generationen weitergeben.“
Was Chan von anderen Sammlern unterscheidet, ist, dass er sich für die Geschichte der chinesischen Spielzeugindstrie und seine kreativen Akteure interessiert. So reist er 1990 erstmals nach Shanghai – „die Stadt fasziniert mich seit meiner Jugend“ – und recherchiert vor Ort. Gerade erst ist Chan von einem zweiwöchigen Filmdreh in der Stadt am Huangpufluss zurückgekehrt. Zusammen mit Freunden produziert der umtriebige Sammler zur Zeit eine Dokumentation über ehemalige Arbeiter und Designer der chinesischen Spielzeugindustrie.
Doch nicht nur sein Direktor, auch die Lage des Privatmuseums ist ungewöhnlich, Rowell Road Nummer 83 liegt mitten im Rotlichtviertel von Little India. Als Chan zusammen mit seiner Frau Serene das Museum im November 2005 eröffnet, ist nicht nur die Lage für viele Besucher ungewohnt. „Etliche Leute waren erstaunt, dass sie für ein Museum Eintritt bezahlen sollen. Die meisten Singapurer kennen eben nur staatliche Einrichtungen, die kostenlos sind.“
Warum sein Haus eigentlich Museum of Shanghai Toys heisse, wenn es doch Spielzeug aus ganz China ausstelle? „Bis anfangs der 80er war Shanghai Zentrum der chinesischen Spielzeugproduktion“, erklärt der 42-jährige.
Der Großteil seiner Besucher kommt aus Singapurs Kindergärten und Grundschulen. Ob sich den Kleinen der politische und historische Kontext vieler seiner Ausstellungsstücke überhaupt erschließen könne? Malvin Chan lächelt schmerzhaft. „Das Museum muss wirtschaftlich sein.“
Der überdimensionierte Teddybär am Eingang, der so gar nicht zu den filigranen Puppen der 20er Jahre und den Rotgardisten aus der Kulturrevolution passen will, ist sicher das deutlichste Zugeständnis an die Notwendigkeit, Kulturarbeit in Singapur profitabel und leicht verdaulich zu gestalten.
„Manchmal fragt mich meine Frau, warum wir kein normales Leben führen können“, lacht Chan. „Aber ich rauche nicht, trinke nicht, fahre kein Auto, mein Geld fließt ausschließlich in diese Sammlung.“
3000 Stücke aus 100 Jahren Spielzeuggeschichte nennt Chan sein eigen, ein Drittel davon präsentiert er in schlichten, gut ausgeleuchteten Glasvitrinen auf drei Stockwerken.
Sein Fazit kurz vor dem 2-jährigen Jubiläum im November? „Ich hoffe, das Museum irgendwann nach China bringen zu können, da gehört es eigentlich hin“, sagt er nachdenklich. Bis es soweit ist, wird er weiter sammeln.
Info:
Museum Of Shanghai Toys
83 Rowell Road
Singapore 208015
Telefon: 65 6294 7747
http://www.most.com.sg
Öffnungszeiten
Di – So 11 bis 19.00
(montags geschlossen)
Eintritt
S$8 (Erwachsene) / S$5 (Kinder/Schüler/Studenten)
Das älteste deutsche Spielzeugmuseum steht im thüringischen Sonneberg, sein französisches Pendant in Moirans. Chinas erstes Spielzeugmuseum befindet sich in – Singapur. Hinter dem ungewöhnlichen Projekt steht ein Mann: Marvin Chan. Der gelernte Grafikdesigner aus Hongkong hat seine Sammelleidenschaft zum Beruf gemacht. „Ich mag Design, ich liebe Geschichte und ich sammle Spielzeuge. In diesem Haus kommt alles zusammen“, sagt der 42-jährige mit ausladender Geste.
Sein persönliches Erweckungserlebnis hat Chan 1993 bei einem Besuch des Kitahara Tin Toy Museum in Yokohama, das ausschließlich japanische Produkte ausstellt. „Ab da wusste ich, das will ich für chinesisches Spielzeug machen und nachfolgenden Generationen weitergeben.“
Was Chan von anderen Sammlern unterscheidet, ist, dass er sich für die Geschichte der chinesischen Spielzeugindstrie und seine kreativen Akteure interessiert. So reist er 1990 erstmals nach Shanghai – „die Stadt fasziniert mich seit meiner Jugend“ – und recherchiert vor Ort. Gerade erst ist Chan von einem zweiwöchigen Filmdreh in der Stadt am Huangpufluss zurückgekehrt. Zusammen mit Freunden produziert der umtriebige Sammler zur Zeit eine Dokumentation über ehemalige Arbeiter und Designer der chinesischen Spielzeugindustrie.
Doch nicht nur sein Direktor, auch die Lage des Privatmuseums ist ungewöhnlich, Rowell Road Nummer 83 liegt mitten im Rotlichtviertel von Little India. Als Chan zusammen mit seiner Frau Serene das Museum im November 2005 eröffnet, ist nicht nur die Lage für viele Besucher ungewohnt. „Etliche Leute waren erstaunt, dass sie für ein Museum Eintritt bezahlen sollen. Die meisten Singapurer kennen eben nur staatliche Einrichtungen, die kostenlos sind.“
Warum sein Haus eigentlich Museum of Shanghai Toys heisse, wenn es doch Spielzeug aus ganz China ausstelle? „Bis anfangs der 80er war Shanghai Zentrum der chinesischen Spielzeugproduktion“, erklärt der 42-jährige.
Der Großteil seiner Besucher kommt aus Singapurs Kindergärten und Grundschulen. Ob sich den Kleinen der politische und historische Kontext vieler seiner Ausstellungsstücke überhaupt erschließen könne? Malvin Chan lächelt schmerzhaft. „Das Museum muss wirtschaftlich sein.“
Der überdimensionierte Teddybär am Eingang, der so gar nicht zu den filigranen Puppen der 20er Jahre und den Rotgardisten aus der Kulturrevolution passen will, ist sicher das deutlichste Zugeständnis an die Notwendigkeit, Kulturarbeit in Singapur profitabel und leicht verdaulich zu gestalten.
„Manchmal fragt mich meine Frau, warum wir kein normales Leben führen können“, lacht Chan. „Aber ich rauche nicht, trinke nicht, fahre kein Auto, mein Geld fließt ausschließlich in diese Sammlung.“
3000 Stücke aus 100 Jahren Spielzeuggeschichte nennt Chan sein eigen, ein Drittel davon präsentiert er in schlichten, gut ausgeleuchteten Glasvitrinen auf drei Stockwerken.
Sein Fazit kurz vor dem 2-jährigen Jubiläum im November? „Ich hoffe, das Museum irgendwann nach China bringen zu können, da gehört es eigentlich hin“, sagt er nachdenklich. Bis es soweit ist, wird er weiter sammeln.
Info:
Museum Of Shanghai Toys
83 Rowell Road
Singapore 208015
Telefon: 65 6294 7747
http://www.most.com.sg
Öffnungszeiten
Di – So 11 bis 19.00
(montags geschlossen)
Eintritt
S$8 (Erwachsene) / S$5 (Kinder/Schüler/Studenten)
Labels: Geschichte, Museum, Stadtkultur
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