Der Schöne und das Biest.
Am Äquator lebt's sich selten allein
Ich hatte einen angenehmen Tag. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich mir vor der Wohnungstür die Schuhe auszog und feststellen musste, dass sich gestern Nacht eine Kakerlake im rechten Schuh das spanische Fußleder als letzte Ruhestätte ausgesucht hatte. Uärx. Die Vorstellung, den ganzen Tag mit einer weichgetreten Schabenleiche durch den Sender gelaufen zu sein, lässt mich nur ganz kurz verstimmt innehalten, dann schabe ich, beinahe routiniert, Chitinbeinchen und unkenntlich zergangene Innereien von meinen ehemals schönen weißen Füßlingen.
(Ich nehme mir vor am Grad der morgendlichen Ausgeschlafenheit zu arbeiten.)
Da passt es, dass ich an der Tankstelle vor meinem Apartment soeben eine „Lizard Box“ erstanden habe - jedoch ursprünglich eher ein Spaßkauf, da ich gegen Salamander grundsätzlich nichts habe. Als abendliche Zimmergenossen kann ich sie mir zumindest um Längen besser vorstellen als eine Kakerlake, tot oder lebendig.
Ich habe bis heute nicht verstanden, warum Singapurer Kakerlaken – oh, es beginnt ein Singapurer Regensturm! – immer auf mich zulaufen, wenn sie die Erschütterung meines Schrittes spüren. Warum rennt das Vieh – oh, er hört schon wieder auf – auf die Gefahrenquelle zu? Wie sollen die auf diese Weise eines Tages den Planeten übernehmen, wie immer wieder aus klugen Kreisen behauptet wird?
Zwischen Schuhen, Slippern, Sandalen und High Heels, die sich morgens und abends vor der Wohnungstür türmen und alles andere als einen einladenden Eindruck vermitteln, lässt es sich - ich gestehe es ein - als Schabe in der Tat gut leben. Fußschweißdüfte in der Luft, abgestorbene, zerriebene Hautzellen auf der Einlage, ein wenig Nagelpilz oder biologisch abbaubarer Lack als Nachtisch, ich kann verstehen, warum bei meiner abendlichen Heimkehr um Mitternacht kleine vielbeinige Betriebsausflüge rund um die Eingangstür stattfinden. Und als warteten sie ungeduldig auf den Nikolaus, stürmt die hungrige Meute dann gerne auf mich zu - wie vorsichtig ich auch immer meine Schritte setze. Lecker. Sie können ja wirklich nichts dafür, aber Kakerlaken sind tatsächlich richtig ekelhafte Tiere.
Für mich besonders, seitdem ich einmal in Südamerika, genauer im ecuadorianischen Amazonasdschungel, einen Koch eine Kakerlake habe totschlagen sehen, aus der sich noch im Todeskampf ein wurmartiger Parasit langsam Richtung Kantinenausgang schlängen wollte. Klatsch. Der mächtige Stiefel des Koches machte zwar auch dem Mitbewohner den Garaus, doch dieses Bild prägt sich ein. Der Superlativ des Widerlichen, ein Kakerlakenparasit. So gar keinen Respekt mehr vor sich selbst?
Angenommen, ich bin ein Parasit, nur mal so theoretisch und ich stehe vor der Wahl, wo ich mich ... nein, ich schweife ab ... was hier offiziell festgehalten werden soll, ist das allabendliche Dilemma vor der eigenen Haustür von heranstürmenden Kakerlaken – freudigen Haustieren ähnlich – begrüßt zu werden. Ein Gesichtsausdruck ist bei Insekten schwer auszumachen, aber mir ist als hörte ich winzig kleine Mägen knurren, ein hungriger Haufen in stummer Schwärmerei über die Produktpalette meiner Zehzwischenräume.
Aber ganz eigentlich wollte ich nur Socken ausziehen und ankommen. Trippelt da was?
Ich hatte einen angenehmen Tag. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich mir vor der Wohnungstür die Schuhe auszog und feststellen musste, dass sich gestern Nacht eine Kakerlake im rechten Schuh das spanische Fußleder als letzte Ruhestätte ausgesucht hatte. Uärx. Die Vorstellung, den ganzen Tag mit einer weichgetreten Schabenleiche durch den Sender gelaufen zu sein, lässt mich nur ganz kurz verstimmt innehalten, dann schabe ich, beinahe routiniert, Chitinbeinchen und unkenntlich zergangene Innereien von meinen ehemals schönen weißen Füßlingen.
(Ich nehme mir vor am Grad der morgendlichen Ausgeschlafenheit zu arbeiten.)
Da passt es, dass ich an der Tankstelle vor meinem Apartment soeben eine „Lizard Box“ erstanden habe - jedoch ursprünglich eher ein Spaßkauf, da ich gegen Salamander grundsätzlich nichts habe. Als abendliche Zimmergenossen kann ich sie mir zumindest um Längen besser vorstellen als eine Kakerlake, tot oder lebendig.
Ich habe bis heute nicht verstanden, warum Singapurer Kakerlaken – oh, es beginnt ein Singapurer Regensturm! – immer auf mich zulaufen, wenn sie die Erschütterung meines Schrittes spüren. Warum rennt das Vieh – oh, er hört schon wieder auf – auf die Gefahrenquelle zu? Wie sollen die auf diese Weise eines Tages den Planeten übernehmen, wie immer wieder aus klugen Kreisen behauptet wird?
Zwischen Schuhen, Slippern, Sandalen und High Heels, die sich morgens und abends vor der Wohnungstür türmen und alles andere als einen einladenden Eindruck vermitteln, lässt es sich - ich gestehe es ein - als Schabe in der Tat gut leben. Fußschweißdüfte in der Luft, abgestorbene, zerriebene Hautzellen auf der Einlage, ein wenig Nagelpilz oder biologisch abbaubarer Lack als Nachtisch, ich kann verstehen, warum bei meiner abendlichen Heimkehr um Mitternacht kleine vielbeinige Betriebsausflüge rund um die Eingangstür stattfinden. Und als warteten sie ungeduldig auf den Nikolaus, stürmt die hungrige Meute dann gerne auf mich zu - wie vorsichtig ich auch immer meine Schritte setze. Lecker. Sie können ja wirklich nichts dafür, aber Kakerlaken sind tatsächlich richtig ekelhafte Tiere.
Für mich besonders, seitdem ich einmal in Südamerika, genauer im ecuadorianischen Amazonasdschungel, einen Koch eine Kakerlake habe totschlagen sehen, aus der sich noch im Todeskampf ein wurmartiger Parasit langsam Richtung Kantinenausgang schlängen wollte. Klatsch. Der mächtige Stiefel des Koches machte zwar auch dem Mitbewohner den Garaus, doch dieses Bild prägt sich ein. Der Superlativ des Widerlichen, ein Kakerlakenparasit. So gar keinen Respekt mehr vor sich selbst?
Angenommen, ich bin ein Parasit, nur mal so theoretisch und ich stehe vor der Wahl, wo ich mich ... nein, ich schweife ab ... was hier offiziell festgehalten werden soll, ist das allabendliche Dilemma vor der eigenen Haustür von heranstürmenden Kakerlaken – freudigen Haustieren ähnlich – begrüßt zu werden. Ein Gesichtsausdruck ist bei Insekten schwer auszumachen, aber mir ist als hörte ich winzig kleine Mägen knurren, ein hungriger Haufen in stummer Schwärmerei über die Produktpalette meiner Zehzwischenräume.
Aber ganz eigentlich wollte ich nur Socken ausziehen und ankommen. Trippelt da was?
Labels: Stadtkultur, Tiere
3 Kommentare:
Moin,
die ganz Klugen sagen, daß immer dort, wo Zivilisation sich als lückenloses, hygienisch perfekt geknüpftes Netz versteht, der Protest gegen das "Ungeziefer" die Kränkung gegen undichte Stellen in diesem meisterpropperreinen Schutzschild markiert, und Singapur taugt sicher als Modell für den westlichen Versuch, alles Schmuddelige mit Ernst und Strenge zu eliminieren. Aber die Kakerlaken halten sich nicht daran.
Und manche Menschen erfreulicherweise auch nicht.
Herzlichen Dank.
Meiner Beobachtung nach ist Singapur schmutziger - im positiven wie im negativen Sinne - als es die Tourismusbehoerde nach aussen hin vermitteln möchte. Vor allem der Umgang mit dem eigenen Unrat hat etwas sehr Nachlässiges, was auf den trennwütigen Deutschen sicher besonders arglos wirkt. Singapur verlässt sich auf die Funktionalität der hauseigenen Müllklappen und das gefällt natürlich vor allem den scheußlichen Schaben.
Mir ist die Vergeblichkeit und auch die Unnatürlichkeit meines Protestes sehr bewusst, aber lieber hätte ich streunenden Hunde oder Katzen in der Umgebung, meinetwegen auch Schlangen, als diese vielbeinige Armee der Hungrigen und Furchtlosen.
Nochmal ich, MoinMoin,
jetzt habe ich den Text ein zweites Mal gelesen. Dabei fiel mir ein, daß mein erster Comment im August gar nichts sagt dazu, wie gut ich mich unterhalten habe, selbst wenn bei der heutigen zweiten Lektüre der Einwohner-Wurm-Flucht in der ekuadorianischen Küchenschlacht mein frisches Käsebrot, an dem ich knabberte, urplötzlich sehr alt aussah.
Die Diskussion des Themas könnte man, glaube ich, generell erweitern auf die nationalen Unterschiede im Begriff "Sauberkeit". Stichwort Toiletten.
Es gibt da ja von Reisenden in sogenannte kulturgesättigte Länder die abenteuerlichsten Berichte über Darmverrenkungen, die der sensible Charakter vollführen muß, um nicht in solchen Zeugnissen der Unkultur zu vergehen.
Umgekehrt: Ich habe einmal in einem Wald in Schweden, in Småland, eine freistehende, funktionierende, unzerkratzte und blitzsaubere Toilette gesehen, die einen Papierhalter zeigte, auf der sogar eine angebrauchte Rolle ihre dienstleistende Bereitschaft ausstrahlte, daß ich bedauert habe, die entsprechenden Hoteleinrichtungen und so weiter.
Und wer hat sich als Deutscher noch nie gefragt, warum es auf unseren Autobahnen vielerorts so aussehen muß, wie es aussieht.
Vielleicht ist "Hygiene" einer Balance ausgesetzt: wer viel auf die eine Alltagsseite packt (Kaugummifreie Straße, privat bleibende, sprachlich nicht öffentlich repräsentierte Sexualität, rigid gehandhabtes korrektes Vokabular, plakativ demonstrierte Keimfreiheit in Kantine, Küche, OP), belastet die Disziplinierungsbereitschaft auf der anderen, und dann gibt es anrüchige Fotos oder mehr und einen etwas weniger genauen Blick auf die Abweichung auf anderen Gebieten (Umwelt, Autos, Wiesen, Spielplätze, der Umgang mit Gefahrstoffen, vielleicht gehören ja auch – sozialhygienisch – ganz andere, abstraktere, ideologische Dinge viel enger dazu, als wir wissen.).
Ein weites Feld.
Grüße aus dem schmuddeligen (!) Nebel in Deguo.
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