Kontrollfreaks.
Mein neuester Netzfund aus Singapur überrascht mich nur bedingt.
Unter dem Titel "Irresponsible motorists in Singapore" nimmt sich ein anonymer Blogger öffentliche Parksünder der Löwenstadt zur Brust.
Er tut das mit einer Inbrunst, einer Detailgenauigkeit und einem technischen Aufwand (Digitalphotos, Videos auf Youtube.com), die mich erschrecken.
Gleichzeitig passt diese, nennen wir es vorsichtig, Leidenschaft für Ordnung, Sicherheit und alles, „was sich gehört“ – eine Attitüde, die sich in deutschen Gefilden auch nach dem Wegfall des Blockwarts in manchen Landstrichen hartnäckig hält – sehr gut zu diesem Inselflecken in Südostasien.
Die aggressiv-gehemmte Disposition vieler Bewohner, die Angst vor dem Unbekannten, davor, etwas falsch zu machen, aufzufallen, sich Ärger einzuhandeln, ungewohnte Wege zu gehen – bei gleichzeitig zahllosen Regierungsappellen an die Bevölkerung, kreativ zu werden – schlägt sich exemplarisch auf diesem Blog lustvoll in Text und Bild nieder. Die genüsslich und öffentlich vorgetragene Beschwerde, die Befriedigung, sich „im Recht“ zu wissen, korrelieren mit den brav gescheitelten Gymnasiasten, die sehnsüchtig – und „ihre Neugier schlecht getarnt“ (Hannes Wader) – zu den rauchenden, die Haare wild gefärbten Rockern herüberschielen und sie dann doch dem Schulleiter melden, anstatt sich (was sie insgeheim ja viel lieber möchten) dazu zu gesellen.
In einem Land, dessen Rechtssystem nicht ausschließlich, aber ausreichend auf Abschreckung beruht, ducken sich die Bewohner lieber und lassen ihrer Aggressivität anonym und online freien Lauf.
Die Legehenne einer den Tag und die Nacht verleugnenden Hühnerfarm streitet bekanntlich auch eher mit der fliessbandproduktiven Kollegin, als sich zu überlegen, ob es außerhalb der Wellblechhütte nicht ebenso ein Leben geben könnte, in Freiheit, mit frischem Gras, saftigen Regenwürmern und ohne Neonröhren. Ein Leben, in dem ich meinen Frust beim ungestümen Flattern über Wiesenhaine vergessen könnte.
Zu meiner Freude ist zumindest der jährlich im Dezember stattfindende Singapur-Marathon bereits Monate im voraus ausgebucht (Ich sage: zu meiner Freude – weil ich die diesem Sport innewohnende Disziplinierung sehr schätze und das harte Training es mir erlaubt, dem Alltag wortwörtlich mit anderem Ruhepuls zu begegnen).
Gerne hätte ich dem Macher von irresponsiblemotorists.blogspot.com auch eine Startnummer geschenkt.
Unter dem Titel "Irresponsible motorists in Singapore" nimmt sich ein anonymer Blogger öffentliche Parksünder der Löwenstadt zur Brust.
Er tut das mit einer Inbrunst, einer Detailgenauigkeit und einem technischen Aufwand (Digitalphotos, Videos auf Youtube.com), die mich erschrecken.
Gleichzeitig passt diese, nennen wir es vorsichtig, Leidenschaft für Ordnung, Sicherheit und alles, „was sich gehört“ – eine Attitüde, die sich in deutschen Gefilden auch nach dem Wegfall des Blockwarts in manchen Landstrichen hartnäckig hält – sehr gut zu diesem Inselflecken in Südostasien.
Die aggressiv-gehemmte Disposition vieler Bewohner, die Angst vor dem Unbekannten, davor, etwas falsch zu machen, aufzufallen, sich Ärger einzuhandeln, ungewohnte Wege zu gehen – bei gleichzeitig zahllosen Regierungsappellen an die Bevölkerung, kreativ zu werden – schlägt sich exemplarisch auf diesem Blog lustvoll in Text und Bild nieder. Die genüsslich und öffentlich vorgetragene Beschwerde, die Befriedigung, sich „im Recht“ zu wissen, korrelieren mit den brav gescheitelten Gymnasiasten, die sehnsüchtig – und „ihre Neugier schlecht getarnt“ (Hannes Wader) – zu den rauchenden, die Haare wild gefärbten Rockern herüberschielen und sie dann doch dem Schulleiter melden, anstatt sich (was sie insgeheim ja viel lieber möchten) dazu zu gesellen.
In einem Land, dessen Rechtssystem nicht ausschließlich, aber ausreichend auf Abschreckung beruht, ducken sich die Bewohner lieber und lassen ihrer Aggressivität anonym und online freien Lauf.
Die Legehenne einer den Tag und die Nacht verleugnenden Hühnerfarm streitet bekanntlich auch eher mit der fliessbandproduktiven Kollegin, als sich zu überlegen, ob es außerhalb der Wellblechhütte nicht ebenso ein Leben geben könnte, in Freiheit, mit frischem Gras, saftigen Regenwürmern und ohne Neonröhren. Ein Leben, in dem ich meinen Frust beim ungestümen Flattern über Wiesenhaine vergessen könnte.
Zu meiner Freude ist zumindest der jährlich im Dezember stattfindende Singapur-Marathon bereits Monate im voraus ausgebucht (Ich sage: zu meiner Freude – weil ich die diesem Sport innewohnende Disziplinierung sehr schätze und das harte Training es mir erlaubt, dem Alltag wortwörtlich mit anderem Ruhepuls zu begegnen).
Gerne hätte ich dem Macher von irresponsiblemotorists.blogspot.com auch eine Startnummer geschenkt.